Interview mit Holger Götze – Feelgood Manager bei EWE AG

Immer mehr Unternehmen haben Feelgood Manager, die für gute Stimmung und ein gutes Arbeitsklima sorgen sollen. Wir wollten wissen, wie dieser Job in der Praxis aussieht und haben deshalb mit Holger Götze gesprochen, Feelgood Manager bei EWE AG.
Du bist vom Vertriebler bei EWE zum Feelgood Manger geworden. Wie kam es dazu?
Ich wurde sozusagen „entdeckt“. Ich habe schon immer einen grünen Daumen für Menschen gehabt. Mir war es wichtig, dass meine Kolleginnen und Kollegen sich wohl fühlen. Ich hatte immer ein offenes Ohr und habe durch meine Empathie schnell gemerkt, wenn etwas nicht gestimmt hat. Daraufhin habe ich oft mit den Personen gesprochen und unterstützt. Das kam so gut an, dass mein Geschäftsführer davon Wind bekommen hat und mich weiterentwickeln wollte. Er hat nicht meine Qualifikation in den Vordergrund gestellt, sondern meine Leidenschaft und meine Kompetenzen. So fing die Reise an und ich durfte das Feel Good Management bei der EWE AG aufbauen.
Du bist nun schon länger Feelgood Manager im Unternehmen. Hat sich denn die Unternehmenskultur durch deine Arbeit verändert?
Ja das kann ich bestätigen. Viele Menschen kommen noch heute auf mich zu und teilen mir mit, wie viel ihnen der Workshop oder der Vortrag bedeutet hat. Ich musste auch die Erwartungen erst mal richtig einsortieren. Du erreichst nicht alle Menschen aber ich bin froh und stolz, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute dankbar sind, eine echte Fehler- und Feedbackkultur leben, sich ihrer Stärken bewusst sind und für das Unternehmen wirksam sein dürfen. Das Thema Corporate Happiness hat sich bei uns im Unternehmen schon an vielen Stellen gezeigt und die Skeptiker werden immer weniger. Ich spüre immer wieder, dass die Methoden aus der Positiven Psychologie an verschiedensten Orten bei uns im Konzern gelebt werden. Aber Kultur ist mehr und sollte von jedem Menschen an jedem Tag neu geprägt und mitgestaltet werden.
Wenn man nun selbst gerne Feelgood Manager werden möchte, welche Voraussetzungen braucht man für diesen Beruf?
Ich bin davon überzeugt, dass es mehr auf die Kompetenzen als auf die Qualifikation ankommt. Ein ehrliches Interesse an Menschen, emotionale Intelligenz und einen grünen Daumen für Menschen – das sollte dabei sein. Und die Begeisterung und die Emotion dafür, Menschen zu stärken und sie bei ihrem persönlichen Wachstum zu unterstützen. Das sind die wichtigsten Grundlagen.
Der Beruf ist noch relativ neu und schwer zu fassen. Da fragt man sich immer: Was tut ein Feelgood Manager eigentlich, was sind seine Aufgabenbereiche?
Ein Feel Good Manager stärkt Menschen und unterstützt sie bei der Potenzialentfaltung. Die Arbeit ist sehr vielschichtig und geht von Workshops, über Einzel- und Teamcoaching bis hin zu Keynote-Speaking. Wichtig ist, dass die Menschen emotionalisiert und begeistert werden. Das sie in einem Umfeld arbeiten, wo sie glücklich und motiviert sind und ihre Stärken und Leidenschaften wirksam für das Unternehmen einbringen können. Ich netzwerke aktiv und schaue auf andere Firmen, um neuste Trends und Methoden im Bereich Feel Good Management bei uns zu implementieren. Die Grundlage dafür bildet die Positive Psychologie, welche es den Menschen ermöglicht, ihr Leben, das Glück und die Zufriedenheit selbst in die Hand zu nehmen.
In deinem Beruf gibt es sicher viele schöne Momente. Welche waren bisher die Schönsten?
Da gab es viele. Immer wenn ich Menschen begeistern darf und das Leuchten in den Augen sehe, wenn sich Menschen an ihre Grenzen wagen und sich aus sich heraus entwickeln, ist das ein besonderer Moment für mich. Zwei Fälle sind mir extrem in Erinnerung geblieben.
- Eine Führungskraft war in einem Workshop von mir sehr offen und hat ehrliche Emotionen gezeigt. Vor seinen Mitarbeitern kamen Tränen zum Vorschein und es war ein magischer Moment. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie die Führungskraft sind sich an diesem Tag sehr viel nähergekommen. Es war ein besonderer Moment dieses miterlebt zu haben.
- Ein älterer Herr fragte mich nach einem Workshop unter Tränen in den Augen, ob ich noch einen Moment Zeit hätte. Er erzählte mir, dass er unter schweren Depressionen litt und einen Suizidversuch hinter sich hatte. Er schaute mich an und sagte, dass mein Workshop der Schönste war, den er bis heute mitgemacht hatte. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Ich habe heute noch eine Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke. Ein unheimlich schönes Gefühl.